Man hat ja immer mal die Hoffnung, dass sich Jugendschützer auch mal mit wissenschaftlichen Erkenntnissen beschäftigen, um die Schwerpunkte und Vorgehensweisen ihrer Arbeit auch sinnvoll festzulegen. (Ja, ich weiß, es sind meistens nur Leute, die ihre eigenen Moralvorstellungen zum Gesetz machen wollen. Aber man darf ja die Hoffnung haben.)
In letzter Zeit sind da zwei Arbeiten besonders zu nennen.
Die erste Arbeit ist ein Aufsatz von Milton Diamond, der letztes Jahr in der wissenschaftlichen Zeitschrift International Journal of Law and Psychiatry erschien. Der Text Pornography, Public Acceptance and Sex Related Crime: A Review fasst die Erkenntnisse anderer Wissenschaftler zusammen, um zu untersuchen, ob die Verfügbarkeit von Pornografie sich steigernd auf die Zahl der Sexualstraftaten auswirkt und ob Pornografie in den Konsumenten frauenfeindliche Ansichten verankert. Für die, die sich den Artikel nicht durchlesen wollen, spoiler ich mal: Beides kann verneint werden.
Wo Pornografie frei verfügbar ist, ist die Zahl der Vergewaltigungen deutlich gesunken. Man kann zwar nicht sagen, dass das Sinken unbedingt auf die Pornos zurückzuführen wären, aber man kann deutlich erkennen, dass sie nicht zu einer Zunahme geführt haben. Angesichts der Tatsache, dass Opfer heutzutage eher bereit sind, Sexualstraftaten anzuzeigen, statt sie aus Scham zu verschweigen, ist das recht aussagekräftig.
Ebenso ist das Frauenbild, welches Menschen pflegen, wenig von der Darstellung von Frauen in Pornos abhängig. Einige amerikanische Studien stellten sogar fest, dass Besucher von Pornokinos weniger frauenfeindliche Ansichten hegten als durchschnittliche College-Studenten beiderlei Geschlechts. Diamond weist auch darauf hin, dass Frauen gerade in Ländern mit striktem Pornografieverbot (z.B. in Saudi-Arabien) deutlich schlechter gestellt seien als Männer und zitiert einen anderen Wissenschaftler (Baron): "Pornografie und Geschlechtergleichheit florieren beide in politisch toleranten Gesellschaften."
Die zweite Arbeit ist eine Studie des Leipziger Professors Dr. Kurt Starke, in der die oft von Jugendschützern behaupteten negativen Auswirkungen von Pornografie auf Jugendliche untersucht werden, wobei nicht nur eigene, sondern ebenfalls Erkenntnisse aus anderen Studien eingeflossen sind. (Das Gutachten der Studie mit dem Titel "Pornografie und Jugend - Jugend und Pornografie" kann hier runtergeladen werden.)
Auch hier ist das Ergebnis, dass eine grundsätzlich schädliche Wirkung von Pornografie auf Jugendliche als Fiktion anzusehen ist und das Verbot einfacher Pornografie daher sogar schädlich für die Sexualentwicklung von Jugendlichen sein kann. (Der Text ist recht verständlich geschrieben, man muss also kein Diplom haben, um ihn zu verstehen.)
Und jetzt können wir den neuen (und den alten) Jugendmedienschutzstaatsvertrag meinetwegen zerrupfen und vergessen.
Übrigens wurde ich von mehreren Leuten gebeten, mal was zu den vielen Kinderschändern in katholischen Einrichtungen zu sagen. Okay, ich fasse mich auch kurz. (Denke ich. ) Was dort passiert ist (und vermutlich immer noch passiert; das kommt ja z.B. in Deutschland jetzt alles nur ans Licht, weil's gerade verjährt ist), ist meiner Meinung nach ein Resultat aus dem Verbot, sich sexuell zu betätigen. Die wenigsten der Täter sind pädophil, sie haben einfach eine Gelegenheit wahrgenommen, ihre Triebe zu befriedigen, und das ohne große Gefahr, dabei erwischt zu werden (sie waren für die Kinder ja schließlich Autoritätspersonen mit einem besonderen Draht zu Gott).
Das ist so ähnlich wie bei Knastschwulen. Die sind auch nicht schwul, aber weil sie im Knast keine Frauen zum Poppen haben, befriedigen sie sich gegenseitig. Und wenn sie dann aus dem Gefängnis rauskommen, haben sie überhaupt kein Verlangen danach, jemals wieder einem Kerl die Rosette zu weiten. Die katholischen Amtsträger haben nicht mal die Aussicht auf ein Ende ihrer Haft im Zölibat. Sie haben eigentlich nur drei Möglichkeiten:
1. Sie verkneifen sich alles, werden grummelig und unausgeglichen.
2. Sie führen heimlich eine Beziehung zu einer Frau oder einem Mann (was dann meistens zu einem offenen Geheimnis wird; soweit ich gehört habe, bezahlt die katholische Kirche einem Priester in Polen sogar die Wohnung für seine Frau und seine Kinder, weil sie keinen Nachfolger für ihn finden und daher über den Bruch des Zölibatseids hinwegsehen).
3. Sie fummeln mit ihren Schützlingen.
Das müssen sie nicht mal planen. Ich fürchte, wenn man ein paar Jahre nicht ejakuliert hat und dann durch irgendetwas ein Rohr bekommt, sieht jeder, der nicht gerade wegläuft, irgendwie willig und geil aus. Da werden dann ein unschuldiges Lächeln und jede zufällige Berührung als Aufforderung missverstanden. Ich möchte die Taten dieser Leute nicht entschuldigen; eigentlich hätten sie sich nach den ersten unzüchtigen Gedanken selbst ohrfeigen müssen, statt sie umzusetzen. Sie sollten streng bestraft werden. Aber ich denke, dass die Ursache für so ein Verhalten in der Forderung der katholischen Kirche nach einem Verzicht auf Sexualität liegt. Seine Sexualität zu unterdrücken oder zu verstecken ist einfach ungesund.